
Aus dem Dreieck ausbrechen

Liebe Leserin, lieber Leser
Wie alle Führungsfähigkeiten erfordert auch das Vorangehen mit gutem Beispiel, dass wir einige unserer Denkmuster überdenken. Beim Verhalten angesichts des Klimawandels ist festzustellen, dass ein wichtiger Mechanismus der Verantwortungslosigkeit die gesamte Gesellschaft betrifft, zum Nachteil des wichtigsten Anliegens: des Handelns.
Das Beratungsunternehmen Accenture hat in einer Studie festgestellt, dass 93 Prozent der Unternehmen ihre selbst gesteckten Klimaziele nicht erreichen werden, wenn sie so weiterfahren wie bisher (Seite 26). Wir bremsen uns selbst aus, im «Dreieck der Untätigkeit»: Politik, Wirtschaft und Konsumenten zeigen mit dem Finger auf die jeweils anderen. Dabei ist in keiner Situation Führung mehr gefragt als dann, wenn alle das Problem sehen und niemand handelt.
Das sei aber eben schwierig in sogenannten «Kollektivproblemen», die alle gemeinsam lösen müssten, sagt Klimaforscher Reto Knutti in unserem Schwerpunktartikel zum «Triangle of inaction». Und der Psychologe Thomas Brudermann ortet einen Grund für die Ausreden darin, dass der individuelle Nutzen des Klimaschutzes nicht offensichtlich sei (Schwerpunkt, ab Seite 20).
Dabei leugnet kaum noch jemand das Problem an sich. Aber auch Führungskräfte brauchen klare Vorgaben und Massstäbe, um Pionierrollen zu übernehmen. SBB-CEO Vincent Ducrot sieht im mittleren Kader gar den Schlüssel zum Erfolg (Interview ab Seite 10). Aber dazu braucht es Beratung und Anleitung, und die kommt bei den SBB aus Nachhaltigkeitsteams auf Konzernleitungs- und sämtlichen Divisionslevels.
Bleibt die Frage, wie man Ausreden mit Fakten ausschalten kann – wir haben die zwölf häufigsten Einwände (gemäss Universität Cambridge) für Sie ab Seite 28 widerlegt. Und dass wir aus Nachhaltigkeit nicht nur alle einen Nutzen ziehen, sondern dass man sie auch zum Businessmodell machen kann, beweist Unternehmerin Jeannette Morath (Kopf bis Fuss, Seite 18).
Was können Sie tun? Werden Sie aktiv in Ihrem Unternehmen. Starten Sie eine Diskussion in der Familie oder im Freundeskreis (Inspiration, Seite 6). Und machen Sie auf jeden Fall Ihren Einfluss geltend, wo immer Sie können.
Ich widme diese Zeilen Dick Marty, der sein ganzes Leben lang eine aussergewöhnliche Rolle übernommen hat: Er war eine starke Stimme, wenn immer es darum ging, Ungerechtigkeiten anzuprangern.
Lassen Sie auch uns vorangehen.
